Back
Der Krieg mit den Molchen. (Paperback, German language, 2000, Aufbau-Verlag) 4 stars

Review of 'Der Krieg mit den Molchen.' on 'Goodreads'

4 stars

Eine gelungene Satire und erschreckend aktuell. Würden die Molche heute entdeckt, wäre die Reaktion der Menschheit wohl nicht groß anders. Eine kurze Auswahl der Dinge, über die diese Geschichte gekonnt herzieht: Kolonialismus, Rassismus, Bellizismus, Patriarchat, konservative Weltbilder in den Naturwissenschaften, Anthropozentrismus usw.

Besonders lachen musste ich über das Kapitel zum Sexualverhalten der Molche. Dort spiegelt sich perfekt jenes androzentrische Weltbild wieder, das noch heute große Teile der Wissenschaft prägt. Obwohl die männlichen Molche für die Reproduktion weitgehend überflüssig sind (ihr Sperma wird für die Befruchtung gar nicht benötigt), folgert die Wissenschaft durch eine raffinierte Kette an Argumenten, dass letztlich doch die Männchen die übergeordnete Rolle in der Reproduktion spielen.

Das letzte Kapitel bringt den Kern der Geschichte auf den Punkt. Die im Buch beschriebene Kette von Ereignissen folgt vollkommen der Logik der kapitalistischen Gesellschaft. Die Menschheit hat genug Warnungen bekommen und gehört. Doch gab es immer so viele Argumente für die Sklaverei, gegen die Abrüstung und für alle anderen Entscheidungen, die die Menschheit in ihr Verderben führte. Krieg mit den Molchen spielt für die reale Gesellschaft eine ähnliche Rolle wie X warnt im Buch. Ob wir die Möglichkeit einer Gesellschaft ernst nehmen, die nicht einfach der sinnlosen Akkumulation des Kapitals dient, sondern im Interesse der Menschheit und anderer Erdbewohner handelt, entscheidet nicht der Autor. Besser wäre, wenn wir es täten.