Reviews and Comments

Keno Goertz

kenogo@books.theunseen.city

Joined 1 year, 4 months ago

1/5 Did not like 2/5 It was okay 3/5 Liked it 4/5 Really liked it 5/5 It was amazing

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Über Israel reden (EBook, Deutsch language, Kiepenheuer & Witsch) 4 stars

Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und Zu Israel hat …

Eine Deutsche Debatte?

4 stars

Der Titel des Buches verrät wirklich viel über den Inhalt: "Über Israel reden. Eine deutsche Debatte"

"Moment", könnte man sich fragen, "warum eine deutsche Debatte?" Um genau diese Verwunderung, die Meron Mendel als gebürtiger Israeli spürte, als er vor Jahrzehnten nach Deutschland zog und beobachtete, wie identitätsstiftend der Nahostkonflikt für viele Deutsche ist, geht es.

Anhand bekannter Beispiele für deutsche Positionen zum Nahostkonflikt und insbesondere anhand der bekannten Antisemitismusskandale der letzten Jahre (Ruhrtriennale, documenta 15) zeigt Mendel, dass es selten darum geht, wie man den Menschen in Israel und Palästina helfen könnte. Viel mehr geht es in diesen Debatten um Gruppenzugehörigkeit. Die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands spielt in ihnen eine Schlüsselrolle.

Dabei beanspruchen beide "Seiten", diejenigen zu sein, die aus der Geschichte gelernt haben. Die einen stellen sich unverbrüchlich auf die Seite Israels, auch bei Verbrechen wie z. B. den Siedlungen im Westjordanland. Die andere Seite setzt sie die Situation der …

reviewed Imperium by Christian Kracht

Imperium (Hardcover, German language, 2012, Kiepenheuer & Witsch) 2 stars

Eine deutsche Südseeballade. In »Imperium« erzählt Christian Kracht eine Aussteigergeschichte in den deutschen Kolonien der …

Platte Ironie und stumpfe Hitlervergleiche

2 stars

Content warning Spoilers

reviewed Mildred by Rebecca Donner

Mildred (Hardcover, German language, kanon) 1 star

1929 verlässt Mildred Harnack ihre Heimat Wisconsin und zieht mit ihrem Mann Arvid, einem Cousin …

Fade Kost

1 star

In dieser Biographie über Mildred Harnack, Mitglied des von der Gestapo als "Rote Kapelle" bezeichneten Widerstandsnetzwerks, muss man mühsam nach den interessanten historischen Fakten zur Person suchen.

Einen großen Teil des Buches macht eine unterkomplexe und manchmal schlicht falsche Erzählung der Geschichte des Nationalsozialismus aus. So soll laut Autorin und Mildreds Urgroßnichte Rebecca Donner zum Beispiel Hitler den Muttertag auf den Geburtstag seiner Mutter gelegt haben. Ein Blick in die angegebene Quelle zeigt, dass diese für diesen alternativen Fakt wiederum eine andere Quelle zitiert, in der diese Fehlinformation letztendlich gar nicht drin steht.

Dass eine der wenigen Quellen, die ich überprüfte, sich gleich als ein Blindzitat entpuppte, spricht nicht gerade für Sorgfalt in der wissenschaftlichen Arbeit. Zur gründlichen Überprüfung weiterer Quellen ging mir schlichtweg die Lust aus, was vor allem an der irritierenden Entscheidung liegt, für die Quellenangaben statt Fußnoten Endnoten zu benutzen. Dabei ist im Fließtext nicht einmal markiert, …

Das Kunstseidene Maedchen (Paperback, German language, 2002, Ullstein-Taschenbuch-Verlag, Zweigniederlassung der Ullstein Buchverlage GmbH) 5 stars

The story of Doris, beautiful and striving, who vows to write down all that happens …

Das kunstseidene Mädchen

5 stars

Aus irgendeinem Grund hält der Ullstein-Verlag bei einer Auflage aus dem Jahr 2021 es immer noch für angemessen, Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen mit folgendem chauvinistischen Tucholsky-Zitat auf dem Klappentext zu bewerben: "Eine schreibende Frau mit Humor. Hurra!"

Naja, was zum Lachen gibt es tatsächlich immer wieder. Zum Beispiel gleich am Anfang, als Doris beschreibt, wie Hubert mit ihr Schluss machte.

Legt er auf einmal los - ganz rot und verlegen, weil ihn irgendwo sein Gewissen zwackte, und das machte ihn feindlich gegen mich: "Wenn ein Mann heiratet, will er eine unberührte Frau, und ich hoffe, meine kleine Doris ..." und sprach so gesalbt, als wenn er eine ganze Dose Niveacreme aufgeleckt hätte

Solche treffsicheren, lustigen Bemerkungen über das Verhalten von Männern in einer patriarchalen Gesellschaft und auch darüber, wie sich Frauen darin zurechtfinden, liefert Doris immer wieder.

Als junge Frau niederen Bildungsstands in den 1930ern steht Doris ganz unten …

Berlin Alexanderplatz (Hardcover, German language, 2008, S. Fischer) 4 stars

"Berlin Alexanderplatz" gehört neben dem "Ulysses" von James Joyce zu den bedeutendsten Großstadtromanen der Weltliteratur. …

Berlin Alexanderplatz

5 stars

Content warning Spoilers

Der Distelfink (Hardcover, German language, 2014, Goldmann) 4 stars

Es passiert, als Theo Decker dreizehn Jahre alt ist. An dem Tag, an dem er …

Ein lautloses Puff

1 star

Mir lag nur die deutsche Übesetzung von Rainer Schmidt und Kristian Lutze vor. Schwer zu sagen also, auf wessen Mist Sätze wie dieser gewachsen sind: "Mit ihnen zu wohnen war, als teile ich mir eine Wohnung mit Leuten, mit denen ich mich nicht besonders gut verstand."

Das erinnert eher an den Deutschaufsatz eines Zwölfjährigen, der seine Seiten vollkriegen muss, als an Literatur. Was man in Der Distelfink zu lesen bekommt, ist jedenfalls "unfassbar wie ein schwarzer Tintenklecks über dem Horizont". Man liest von einem "lautlosen Puff", von Oberkörpern, die "lang gestreckt und schmal über der Taille herauf" ragen - "wie bei einem eleganten Wiesel" (nicht zu verwechseln mit dem gemeinen Wiesel), man liest vom "Licht von der Straße", das "in schwarzen Streifen über den Boden" weht, von "zerbrechlichen, zigeunerhaften Mädchen im Rollstuhl" und davon, wie "die schwarzen Ringe um die hellblaue Iris" den "Augen etwas leicht Wildes verleihen, wie …

reviewed Der Steppenwolf by Herman Hesse

Der Steppenwolf (German language, 2004) 3 stars

»Harry Haller ist in das kulturlose und unmenschliche Inferno unserer prunkenden und lärmenden Gegenwart vorgedrungen …

Verzweiflung, Dummheit und Kalendersprüche

2 stars

Hesse schreibt schöne Sätze. Schnell kommt man in den Geschmack, als der Protagonist Harry am Anfang eine Art depressive Zufriedenheit beschreibt.

Wer die anderen Tage geschmeckt hat, die bösen, die mit den Gichtanfällen oder die mit jenem schlimmen, hinter den Augäpfeln festgewurzelten, teuflisch jede Tätigkeit von Auge und Ohr aus einer Freude zur Qual verhexenden Kopfweh, oder jene Tage des Seelensterbens, jene argen Tage der inneren Leere und Verzweiflung [..]. - wer jene Höllentage geschmeckt hat, der ist mit solchen Normal- und Halbundhalbtagen gleich dem heutigen sehr zufrieden.

Diese Sprache liest sich für den großteil des Buches recht schön. Mitunter wird es dann aber richtig schmalzig, vor allem dann, wenn Hesse seinen offensichtlichen Überlegenheitswahn zu Papier bringt. Dass Harry ein einsamer, leidender Steppenwolf ist, macht ihn überhaupt erst zu einem großen Künstler. Und wenn er es nur schafft, über das Leben zu lachen, dann ist er schon ein Gott geworden, …

Drei Kameradinnen (German language, 2021, Kiepenheuer & Witsch) 4 stars

Was Freundschaft bedeutet, wenn die Gegenwart Feuer fängt.

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar …

Drei Kameradinnen von Shida Bazyar

5 stars

Was für ein großartiges Buch. Die Protagonistin Kasih erzählt aus ihrer Perspektive und denen ihrer zwei Freundinnen (die drei Perspektiven sind alle migrantisch, und dennoch sehr verschieden) gleich mehrere Geschichten.

Denn ständig durchbricht sie die vierte Wand, entpuppt etwas zuvor geschriebenes als Lüge, die dann später doch keine mehr ist. Die Handlung ist fiktiv, aber leider hat man es alles schon zuvor in den Nachrichten gelesen: Die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds oder von Rostock-Lichtenhagen sind grausame Wirklichkeit und nur zwei Beispiele.

Das ständige "Lügen" der Protagonistin dient zum Hinterfragen der eigenen Perspektiven: Was glaube ich ihr? Was finde ich abwegig? An der einen Stelle kommt man dabei ins Reflektieren über den eigenen Rassimus, an der anderen denkt man über den fürchterlichen Zustand einer Gesellschaft nach, in der man die erzählten Geschichten für vollkommen plausibel hält und mit der Einschätzung auch noch richtig liegt.

Pride and Prejudice (2004) 3 stars

Pride and Prejudice is an 1813 novel of manners by Jane Austen. The novel follows …

Review of 'Pride and Prejudice' on 'Goodreads'

1 star

I finished this in agony. The dialogue is witty at times, but always at such a boring, inconsequential level. Most of the conversation is about how agreeable or disagreeable this or that person is, and while Austen tries to address this superficiality with the character of Mr. Darcy, his character arc is extremely superficial in its own way. Actually, this dickhead very predictably turns out to be a very kind, lovely and agreeable man once you get to know him.

The characters are boring. Mr. Darcy makes the very predictable transformation from total dickhead to precious darling in basically the snap of a finger. Elizabeth's only character trait seems being a smart-ass. Jane is a gullible fool. Mr. Collins is ugly and disagreeable. All Mrs. Bennet ever worries about is marrying her daughters. And Mr. Bennet doesn't ever give a shit about anything, except his daughter Lydia being …

Nineteen Eighty-Four 5 stars

Nineteen Eighty-Four: A Novel, often referred to as 1984, is a dystopian social science fiction …

Review of 'Nineteen Eighty-Four' on 'Goodreads'

5 stars

The contributions of this book are far too grand for me to go into all details here. To make it short, I believe that Orwell provided a fitting explanation of how individual thought is suppressed under totalitarian regimes. The principles of doublethink are also used in democratic states whenever it is politically necessary to hold two conflicting opinions. I even claim that it is a politician's most essential skill to perform this mental gymnastics convincingly.

However, this propaganda does not necesarrily manage to convince everybody. Regardless of the political system, it seems that generally, the people under its influence tend to root for it. But also regardless of the system, the capacity for subversive ideas can never be eliminated. Whether this capacity is actually of any use, though, depends on the system. The dystopian world of 1984 deals with subversive thoughts in such an efficient way, that revolutionary spirit is …