Review of '"Vier Beine gut, zwei Beine schlecht": Zum Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass in der veganen Tierrechtsbewegung' on 'Goodreads'
4 stars
Das provozierende Cover und der Titel stimmten mich als vegan lebenden Menschen zunächst defensiv. Doch vermutlich brauchte es genau das, damit ich mich mit der im Buch geäußerten Kritik beschäftige. Die geschilderten Probleme waren mir (zumindest in ihrer Allgegenwart) bisher nicht bewusst, weil ich nicht im Kontext des Veganismus politisch aktiv bin. Die thematisierten Gruppen und Theoretiker:innen kannte ich bisher nur namentlich, die dahinter stehende Ideologie hat mich überrascht.
Insbesondere habe ich bisher versäumt, mich mit Peter Singers Speziesismusbegriff auseinanderzusetzen. Dass dieser mit einem menschenfeindlichen und kalt berechnendem Utilitarismus verbunden ist, schockiert besonders, weil Texte von Veganer:innen oft explizit auf Singer eingehen, ohne diese Kritik zu äußern. Zwar finde ich, dass der Speziesismus weiterhin ein existierendes Phänomen beschreibt und somit ein sinnvoller Begriff ist. Der Kurzschluss mit anderen -ismen ist jedoch nicht zulässig.
Doch nicht nur in Hinblick auf die (mir bisher im Detail recht unbekannten) politischen Bewegung des Veganismus …
Das provozierende Cover und der Titel stimmten mich als vegan lebenden Menschen zunächst defensiv. Doch vermutlich brauchte es genau das, damit ich mich mit der im Buch geäußerten Kritik beschäftige. Die geschilderten Probleme waren mir (zumindest in ihrer Allgegenwart) bisher nicht bewusst, weil ich nicht im Kontext des Veganismus politisch aktiv bin. Die thematisierten Gruppen und Theoretiker:innen kannte ich bisher nur namentlich, die dahinter stehende Ideologie hat mich überrascht.
Insbesondere habe ich bisher versäumt, mich mit Peter Singers Speziesismusbegriff auseinanderzusetzen. Dass dieser mit einem menschenfeindlichen und kalt berechnendem Utilitarismus verbunden ist, schockiert besonders, weil Texte von Veganer:innen oft explizit auf Singer eingehen, ohne diese Kritik zu äußern. Zwar finde ich, dass der Speziesismus weiterhin ein existierendes Phänomen beschreibt und somit ein sinnvoller Begriff ist. Der Kurzschluss mit anderen -ismen ist jedoch nicht zulässig.
Doch nicht nur in Hinblick auf die (mir bisher im Detail recht unbekannten) politischen Bewegung des Veganismus findet man Kritik. Die Autorin geht auch auf einen Aspekt ein, der mir ebenso in meiner Blase von linken, außerhalb des Veganismus politisch aktiven Veganer:innen negativ aufgefallen ist: Die Angst, etwas "unreines" (nicht veganes) zu konsumieren, die jenseits einer rationalen Kritik liegt. Diese wirkt tatsächlich etwas lächerlich und wie eine Vermeidungsstrategie. Das Gesamtleid auf der Welt erfährt schließlich keinen Unterschied dadurch, ob eine Veganer:in einmal aus versehen Mayonnaise gegessen hat.
Etwas enttäuschend finde ich die Einleitung, die einen seltsamen Fokus auf persönliche Facebook-Kommentare x-beliebiger Veganer:innen über die Autorin legt. Dass die Kommentarspalte von Facebook keine emanzipatorischen Äußerungen erwarten lässt, räumt die Autorin sogar selbst ein. Die Einleitung wird somit der Relevanz der sonst im Buch besprochenen Probleme nicht gerecht. Irgendein "Johannson Crusoe" steht offensichtlich in keinem Verhältnis zu Aushängeschildern der Tierrechtsbewegung wie "Sea Shepherd" und "Direct Action Everywhere".