caltf4 reviewed Wofür es sich zu leben lohnt by Robert Pfaller
Review of 'Wofür es sich zu leben lohnt' on 'Goodreads'
3 stars
Wir leben ein gezügeltes Leben - Bier ohne Alkohol, Cola ohne Zucker, Schlagsahne ohne Fett. Unseren Genüssen ist nicht nur der Zahn gezogen, viel schlimmer: Wir haben als Gesellschaft verlernt zu genießen und anderen den Genuss zu gönnen. Stattdessen lassen wir uns von einer neoliberalen Biopolitik einreden, dass der Verzicht auf ein genussvolles Leben dem Wohle aller dient. Angeregt von einem Interview mit Pfaller und einem Radio-Essay habe ich mir das Buch in der Erwartung gekauft, dass er hier seine bestechenden Gesellschaftsanalysen noch weiter ausführt. Doch leider ist Pfallers Buch gerade da am besten, wo es am essayistischsten ist und er seine Gesellschaftsbeobachtungen pointiert formuliert. Die Kapitel, die den psychoanalytischen Beweggründen dieses Verhaltens gewidmet sind (beispielsweise jene zum Neid) sind leider etwas zu langatmig geraten und führen immer wieder vom Kern der Frage "wofür es sich zu leben lohnt" weg. An einer Stelle sagt Pfaller selbst, dass die beste materialistische …
Wir leben ein gezügeltes Leben - Bier ohne Alkohol, Cola ohne Zucker, Schlagsahne ohne Fett. Unseren Genüssen ist nicht nur der Zahn gezogen, viel schlimmer: Wir haben als Gesellschaft verlernt zu genießen und anderen den Genuss zu gönnen. Stattdessen lassen wir uns von einer neoliberalen Biopolitik einreden, dass der Verzicht auf ein genussvolles Leben dem Wohle aller dient. Angeregt von einem Interview mit Pfaller und einem Radio-Essay habe ich mir das Buch in der Erwartung gekauft, dass er hier seine bestechenden Gesellschaftsanalysen noch weiter ausführt. Doch leider ist Pfallers Buch gerade da am besten, wo es am essayistischsten ist und er seine Gesellschaftsbeobachtungen pointiert formuliert. Die Kapitel, die den psychoanalytischen Beweggründen dieses Verhaltens gewidmet sind (beispielsweise jene zum Neid) sind leider etwas zu langatmig geraten und führen immer wieder vom Kern der Frage "wofür es sich zu leben lohnt" weg. An einer Stelle sagt Pfaller selbst, dass die beste materialistische Philosophie jene sei, die ohne viele Worte auskommt. Das wäre hier auch der Fall gewesen.