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Der Körper erinnert sich (2002, Synthesis) 4 stars

Super Ressource zu.... Körperkram

4 stars

Das Buch besteht aus zwei Teilen.

Der erste, ein theoretischer Überblick zu Trauma, ist ziemlich entbehrlich, finde ich. Wer schon was über Trauma weiß, kann es so gut wie überspringen, wer was Grundlegendes drüber lernen mag, kann stattdessen Bessel van der Kolk lesen.

Der zweite Teil dagegen ist so krass gut imo. Es geht an praktischen Beispielen darum, wie Rothschild Körperwahrnehmung einsetzt, um an Traumasachen zu arbeiten. Und ehrlich, selbst bei meinem geliebten Bessel, aber auch bei allen anderen Autor_innen bisher war das mit dem Körperzeugs für mich sehr vage. (Vor allem bei Janina Fisher. Muss ich erwähnen, hat mich echt überrascht.) Klar hab ich selbst entdeckt, was mir da gut tut und so, aber. Diese Beschreibungen füllen so eine große Lücke für mich. Es geht auch darum, wie man Körperwahrnehmung dazu nutzen kann, das Tempo vom drüber nachdenken zu regulieren. Bisher hab ich immer nur Appelle gelesen, Trauma langsam anzugehen, aber nie eine Anregung, wie man die Auseinandersetzung denn bremsen könnte. Das hat mir also auch gefallen.

Vom Theoretischen war für mich spannend, dass Rothschild durchaus auch damit arbeitet, traumatische Erinnerungen zu erzählen, aber es eben nicht ums Erzählen an sich geht, sondern darum, nur so viel zu erzählen wie man grad packt, und das zu merken, und erst weiter zu machen, wenn man eine sichere Grundlage dafür hat. Da ist mir aufgefallen, wie polarisiert die Standpunkte wohl sind, die ich dazu bisher gelesen hab.

Ein bisschen Kritik hab ich daran, dass Rothschild sich zwar klar auch auf komplexes Trauma / Entwicklungstrauma ohne Flashbacks zu konkreten Ereignissen bezieht, es in den Beispielen aber großteils schon um konkrete Situationen geht. Ist aber oke imo, es lässt sich für mich gut genug umlegen.